Viele Musiker möchten wissen, wie guter Geigenklang entsteht. Deshalb haben wir das Buch "Geheimnisse aus der Geigenbauwerkstatt" geschrieben. Ähnlich wie hier beschreiben wir in diesem Buch, was bei den unterschiedlichen Modellen zu beachten ist.
"Wegen des dunklen Klangs baue ich gerne die Modelle von Guarneri del Gesu. Das Holz suche ich immer passend zur Wölbung aus. Im Fall der "del Gesu" bedeutet das: Die Wölbung hat ein sehr
breites Tal mit einem kleinen, flachen Hügel, ist also sehr flexibel. Bei unpassendem Material wird die Wölbung unter dem Saitendruck leicht nachgeben. Ich wähle also steifes Holz, um einen
Ausgleich zu schaffen. Dieser Aspekt wird leider oft vernachlässigt!
Niemals würde ich die Wölbung eines alten Instruments exakt kopieren. Zuerst muss immer die Überlegung stehen: Was an dieser Wölbung war die Idee des Erbauers, wo hat sich im Laufe der Jahre das
Material verzogen?
Genauso wenig kann ich die Dicke von Decke und Boden einfach übernehmen. So muss z.B. eng gewachsenes Holz immer dünner sein als Holz mit weit stehenden Jahresringen.
Ich habe mich viel mit physikalischen Messmethoden beschäftigt, um die richtigen Maße zu finden, heute arbeite ich wieder verstärkt in traditioneller Weise: Ich klopfe das Holz an bestimmten
Stellen an, bis ich einen ganz bestimmten, resonanten Ton höre. Durch Biegen und Drücken teste ich gleichzeitig, ob das Holz fest genug ist, um dem Saitendruck standzuhalten.
Beim fertigen Instrument habe ich wieder Abstimmungsmöglichkeiten: Wie viel Druck von Steg und Saiten braucht das Instrument, wie viel Gegendruck von unten durch den Stimmstock muss dem entgegen
stehen. Leider werden viele Stege nur auch optischen, nicht nach akustischen Gesichtspunkten zugeschnitten. Übersehen werden oft auch Details wie Henkelsaite und Untersattel."